Samstag, 15. November 2014

15. Kapitel

Langsam wurde die Situation brennlich und so beschlossen wir unser Heil in der Bucht zu suchen. Mit einem lauten Schrei ließ ich mich durch das Loch in der Wand ins weiche Wasser fallen. Ich dachte gerade noch daran möglichst schnell aufzutauchen, damit mein Bunny nicht ertrank. Obwohl Blue vermutlich wieder behaupten würde Plotbunnys könnten nicht ertrinken.
Kaffee hatte sich selbst aus dem Rucksack gezogen und klammerte sich nun an meinen Kopf. Immerhin erlaubte mir das mich auf den Rücken zu legen, damit das Bunny in meiner Brusttasche nicht ertrank. Wir mussten unbedingt mindestens eins von den ganzen Viechern loswerden. Es gab mittlerweile mehr Tiere als Menschen in unserer Gruppe, wenn man die Robben mitzählte. Eine Katze, ein Affe, vier Robben, zwei Spinnen, ein Bunny… Da die Robben Wasserlebewesen waren, musste ich mir um die wenigstens keine Sorgen machen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass meine Robbe ihre Flossen bewegte, um mir dabei zu helfen über Wasser zu bleiben.
Mehrere Platscher sagten mir, dass auch der Rest meiner Gruppe den Weg in die Bucht gefunden hatte und ein klägliches „Mäh!“ bestätigte Freundschafs Ankunft.
„Haben wir unsere Verfolgerer abgeschüttelt?“, prustete Blue.
Das was von der Harfenkneipe übrig war, war so verraucht, dass man nichts erkennen konnte. Wobei die Rauchninjas sowieso versteckt waren, da sie das Zeug anscheinend selber entstehen ließen.
„Hey! Hilft uns mal wer hier drüben!“, hörte ich die Stimme meiner Oma.
Ein Blick zur Seite zeigte, dass sie und Phoenix versuchten Freundschaf über Wasser zu halten, das drohte zu ertrinken. Seine Wolle hatte bereits begonnen sich mit Wasser vollzusaugen und obwohl es mit den Beinen strampelte, sank es mit jedem Mal ein paar Zentimeter tiefer. Oma und Phoenix hatten das Schaf unter dem Bauch gegriffen und halfen ihm sich über Wasser zu halten. Wie lange das funktionieren würde war allerdings fraglich. Dass wir auf diese Weise je das Ufer erreichen würden war undenkbar. Selbst wenn die Robben mithalfen, was sie anscheinend schon bis zu einem gewissen Grad taten, hatten wir keine Chance.
„Hilfe! Unser Freundschaf ertrinkt! Hilfe!“ Dumm, schalt ich mich. Wer außer den Rauchninjas würde uns schon hören? Und wer würde uns retten?
„Schaf über Bord!“, ertönte eine dröhnende Stimme über uns. „Schaf über Bord! Und ein paar Landratten!“
Der Bug eines Schiffes tauchte neben uns auf und ein Schwimmring landete neben uns im Wasser. Danach ein Zweiter. Oma und Phoenix schafften es beide so an Freundschaf anzubringen, dass das triefende Schaf aus dem Wasser gezogen werden konnte. Solch ein Bild hatte ich in meinem ganzen Leben nicht vor Augen gehabt. Ein fliegendes, nasses Schaf.
Zum Glück wurden die Rettungsringe nacheinander für uns hinuntergeworfen, sodass erst Oma und Phoenix, dann Blue und ich nach oben gezogen wurden. Die Erleichterung über unsere Rettung schlug jedoch ziemlich schnell in etwas anderes um als Blue eine Schrottflinte an die Brust gesetzt wurde.
„Wer seid ihr, woher kommt ihr, was wollt ihr?“, leierte ein Mann mit einem Bart, der zur Hälfte schwarz und zur Hälfte grau war. Außerdem hatte er nicht mehr so viele Zähne wie er haben sollte und alle hatten eine ungesunde, gelbe Farbe. Die Augenklappe war da fast schon überflüssig um sagen zu können, dass wir einen Piraten vor uns hatten.
„Antwortet, oder ihr werdet das Blei zu spüren bekommen!“ Er wedelte mit der Schrottflinte herum.
Seltsamerweise fing Blue an zu grinsen. „Und mit dem Ding willst du mich erschießen? Also bitte. Das ist ein Schrotteil.“
Ich jedenfalls hatte eine riesen Wut auf ihn und den ganzen Rest dieser Primaten. Wir waren gerade erst den Rauchninjas entkommen und jetzt das. Meinen Tag stellte ich mir wirklich anders vor.
„Ich werd’s auf jeden Fall versuchen.“
„Wir sind Phoenixfeder“, Phoenix deutete auf sich „Marga, Mia und der aufgedrehte hier heißt Blue. Wir haben von Mr. Ian Woon den Auftrag bekommen etwas gegen die Plotbunnyinvasion zu unternehmen.“
„Plotbunnyinvasion? Was für eine Plotbunnyinvasion?“
Ein großgewachsener, dunkelhäutiger Mann bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er war bereits etwas älter und unter seinem Dreitagebart zeichneten sich Falten ab. Sein Haupthaar musste ebenfalls grau sein, doch da es unter einem schwarzen Tuch versteckt war, war das schlecht zu sagen. Seine Augen waren ebenfalls fast schwarz und sahen eher unnachgiebig aus, doch die Lachfältchen korrigierten diesen Eindruck ein wenig.
Sein Blick wanderte über unsere Gruppe, die ihm gerade das Schiff volltropfte. Zuerst blieb sein Blick an Freundschaf hängen, dessen Fell an ihm herunterhing und ihm ein durch und durch bemitleidenswertes Aussehen gab. Er wanderte über Phoenix und Blue hinweg, um auf mir, oder eher dem Totenklopfäffchen auf meinem Kopf, zu ruhen. Erst als er meine Oma erblickte, die anscheinend unbeeindruckt von der ganzen Situation ihren Regenschirm ausschüttelte, sprach er weiter.
„Und Ihr seid, werte Dame?“
Meine Oma schüttelte ein letztes Mal ihren Schirm aus, dann sah sie dem Kerl direkt in die Augen.
„Margarete S., Marga für meine Freunde und die, die es werden wollen. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Piratenkapitätän Lurz, stets zu Diensten.“ Der Kerl verbeugte sich tatsächlich und küsste meiner Oma die Hand.
In dieser Welt schien es einige Kerle zu geben, die überhaupt keine Manieren hatten, wie zum Beispiel die, denen wir gerade entkommen waren, sowie dem Piraten mit der Schrottflinte. Und dann gab es welche wie den Boden aus Schreibstadt oder den Piratenkapitätän, die Gentlemen sein konnten, wenn sie wollten.
„Genau Sie haben wir gesucht“, fuhr meine Oma fort. „Wir waren im Kloster der Wunder, um ein Wunder gegen die Plotbunnyinvasion zu finden, aber die sind leider krank. Uns wurde gesagt, dass Sie das letzte verbliebende Wunder hätten.“
„Jetzt müssen wir erstmal neue Kleidung finden, damit Sie und ihre Freunde sich keine Erkältung holen und dann reden wir in Ruhe. Es scheint an Land ist einiges geschehen, von dem ich nichts weiß.“
„Aber Kapitätän… normalerweise, wenn wir Leute aus dem Wasser fischen…“
Der Mann mit dem zweifarbigen Bart zuckte mit der Hand, die das Schrottgewehr hielt.
„Hah! Ich bin hier der oberste Primat, damit du das weißt! Hier gelten meine Regeln!“, rief der Kapitätän und den Barttyp ließ enttäuscht das Gewehr sinken. „Willkommen auf unserem Schiff, der Biship!“
Zumindest war der Kerl gut in Selbstreflektion, so viel musste man ihm lassen. Wenn er auch nicht besonders gut darin war Schiffen einen Namen zu geben.
Statt erschossen zu werden wurden wir nun über das Schiff Richtung Kajüte des Kapitätäns geführt. Er hätte die größte, meinte er, weshalb dort genug Platz zum Umziehen sein würde.
Jetzt, wo ich nicht gerade am Ertrinken war, konnte ich mir das Boot genauer ansehen. Es war definitiv ungewöhnlich, vor allem, da es auf der einen Seite die Rettungsringe hatte, mit denen wir schon Bekanntschaft geschlossen hatten, und auf der anderen Seite ein Rettungsrind. Naja… wenn die Mannschaft mal Hunger hatte war das bestimmt praktisch.
Die Mitglieder der Mannschaft warfen uns misstrauische Blicke zu während wir übers Deck geführt wurden. Ich war froh als wird endlich die Kajüte des Kapitätäns erreichten, obwohl ich besorgt darüber war Freundschaf draußen lassen zu müssen. Andererseits konnte ich es nachvollziehen, dass der Kapitätän nicht wollte, dass seine Kajüte nach nassem Schaf roch.
Die Kajüte hatte eine gemütliche Sitzecke und einen riesigen Schreibfisch neben mehreren Bullaugen, die gerade genug Licht in den Innenraum ließen, damit man alle Gegenstände gut erkennen konnte. Der Schreibfisch an sich war ausgestopft und viele seiner Rückenfedern waren schon verschwunden und vermutlich als Schreibfedern verwendet worden.
Der Kapitätän kehrte mit den Armen voller Kleidung zurück. „Ich habe bei meinen Piratinnen und Piraten rumgefragt und einige haben sich bereiterklärt euch Kleidung zu leihen bis eure getrocknet ist. Sucht euch was Passendes raus. Du“ er zeigte auf Blue „kannst dich da drin umziehen damit die Ladys ungestört sind.“
Die Kleidung war nicht unbedingt perfekt, aber immerhin war sie trocken, was in unserem Zustand definitiv ein Plus war. Meine Oma suchte sich eine weite blaue Bluse sowie weite schwarze Hosen heraus, die sie mit einem Gürtel zusammenhielt. Phoenix suchte sich ein unscheinbares rotes Hemd und eine Jeanshose aus, während ich mir ein dunkles Hemd schnappte, das ich vor meinem Bauch verknotete, und in eine weiße Hose schlüpfte. Das größere Problem waren die Schuhe, da man kaum erwarten konnte die passende Größe für uns alle zu finden.
Also zogen wir uns alle mehrere Paar Socken über die Füße. Das half weder dabei gut auszusehen, noch einen guten Stand zu haben, aber mit etwas Glück würden wir zumindest keine Erkältung bekommen.
So ausgestattet, gingen wir zurück aufs Deck, wo ein Pirat unsere Kleidung in Empfang nahm. Besonders verdutzt schaute er drein als eine der Robben begann sich zu bewegen und „oi, oi, oi“ zu rufen. Reichlich verwirrt ging er von dannen, während ich mir das erste Mal an diesem Tag ein Grinsen erlaubte.

5 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Jap. Ich dachte das würde sich da ganz gut machen. ^^

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  2. Er ist der oberste Primat, ja :D Ich hab grad total Captain Utan aus Ice Age im Kopf.
    Aber Mensch, Mia ist ja schon alleine ein Zoo... Eigentlich fehlt, alles in allem, fast nur noch ein Mutanten-Maulwurf, oder? =)

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  3. (Zitat) „Wie sind Phoenixfeder“, Phoenix deutete auf sich „Marga, Mia und der aufgedrehte hier heißt Blue. Wir haben von Mr. Ian Woon den Auftrag bekommen etwas gegen die Plotbunnyinvasion zu unternehmen.“

    Der Rechtschreibgremlin mal wieder... wieder mit bekanntem wie. Piraten, Ninjas und Schafe! Was kommt als nächstes, die Wikinger?

    Und ich darf mit Fug und Recht behaupten den Satz Schaf über Bord noch nie gehört zu haben...

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