Es
dauerte eine ganze Weile dem Kapitätän darüber Bericht zu erstatten was er an
Land alles verpasst hatte. Kapitätän Lurz hatte sich mittlerweile eine Pfeife
angesteckt, deren süßliches Aroma den ganzen Raum auszufüllen begann. Die
Wolken, die er erzeugte, nahmen nacheinander die Form von Schiffen, Robben,
Plotbunnys und Schafen an.
„So
viel ist wirklich passiert? Und überall laufen Plotbunnys herum?“
„Allerdings“,
bestätigte meine Oma, die einen Großteil der Unterhaltung bestritten hatte.
„Aber auf dem Schiff sollten wir alle sicher sein.“
Ein
wenig schuldbewusst dachte ich an das Bunny, das gerade zusammengerollt in der
Brusttasche meines Shirts schlief. Ich hatte darauf geachtet beim Aussuchen der
Kleidung etwas zu nehmen, in dem ich mein Bunny verstecken konnte.
„Nein,
sind wir nicht. Schaut her.“ Der Kapitätän zog ein Aquarium heran, das im
hinteren Teil seiner Kajüte gestanden hatte und mit einem großen Tuch bedeckt
worden war. „Es gibt bestimmt mehrere von ihnen. Oder ähnliche.“
Im
Aquarium befand sich ein Plotbunny. Es hatte einen genauso süßen Blick drauf
wie all die anderen Bunnys, die wir gesehen hatten. Nur hatte dieses Exemplar
einen Meerjungfrauenschwanz und planschte munter im Wasser herum. Als der Piratenkapitätän
seinen Finger ins Aquarium hielt schmiegte sich das Bunny daran.
„Ich
hatte vor dieses Bunny beim NaNoWriMo zu schreiben. Deshalb ist es auch so
zahm. Es weiß, dass es sich keine Sorgen um seine Zukunft und seine Existenz
machen muss. Allerdings seht ihr, dass sie See uns nicht vor allen Bunnys
schützt. Oder habt ihr an die mit Flügeln gedacht?“
„Flügel?“
Blues Augen wurden groß.
„Anscheinend
nicht. Aber es gibt sie, glaubt mir. Bunnys mit Flügeln so schwarz wie
Rabengefieder, oder Bunnys mit weißen Engelsschwingen und Heiligenschein. Es
gibt sie alle. Und sie werden uns irgendwann finden, wenn wir sie nicht
aufhalten. Sonst ist NaNo gelaufen.“
„Dann
geben Sie uns das Wunder und wir können die Dinge richten. Oder benutzen Sie
es. Wünschen Sie die Viecher einfach weg!“ Blue hatte begonnen mit den Händen
zu fuchteln und stieß beinah ein Tintenfass vom Schreibfisch des Kapitätäns.
„Das
geht leider nicht. Ich habe das Wunder bereits verbraucht.“
„WAS?!“
Der
Piratenkapitätän sah tatsächlich beschämt aus.
„Wofür
haben Sie es verwendet?“ Ich konnte meine Neugier nicht zügeln.
„Tut
mir leid, das ist privat. Aber das Wunder ist fort. Es muss einen anderen Weg geben
die Bunnyplage aufzuhalten.“
„Warum
so optimistisch?“, fragte Blue genervt. „Schlechtes Gewissen, weil das Wunder
für irgendwas verbraten wurde?“
„Nein.
Die Bunnyplage ist irgendwann von allein zu Ende. Und wofür ich das Wunder
benutzt habe wäre niemals passiert ohne ein Wunder“, erklärte er.
„Von
allein? Sie meinen wenn die anderen Wunder wieder gesund sind?“ Oma hockte vor
dem Aquarium und war fasziniert von dem Bunny mit Meerjungfrauenschwanz.
Erstaunlich wenn man bedachte, dass sie vor wenigen Stunden noch mit ihrem
Regenschirm auf Bunnys eingedroschen hatte.
Der
hing übrigens zum Trocknen an einer Schranktür des Kapitätäns und gab der
Kajüte gleich ein ganz anderes Lebensgefühl.
„Wisst
ihr das denn nicht? Wenn Bunnys nicht geschrieben werden, verblassen sie nach
einer Weile. Einige Bunnys tun das schon nach Stunden. Andere halten sich Jahre
oder Jahrzehnte. Aber wenn niemand sie schreibt, hören sie früher oder später
auf zu existieren. Was denkt ihr denn warum sie sich so sehr an Autoren
klammern?“
„Oh.“
Alle
anderen Gruppenmitglieder sahen betreten zu Boden. Und die nannten mich einen
Newbie.
„All
diese niedlichen Hasen, die ihr gesehen habt und gegen die ihr auch gekämpft
habt, werden verblassen und niemand wird sich an sie erinnern. Was denkt ihr
denn warum keine Aufzeichnungen über Bunnyinvasionen existieren, die sich schon
ereignet haben? Natürlich gab es sie! Natürlich! Aber irgendwann sind die
Bunnys verblasst. Einige wenige sind geblieben, weil sie sich am längsten an
Autoren geklammert haben. Aber die Invasion an sich ist in Vergessenheit
geraten.“
„Woher
wollen Sie das wissen?“ Blue war anscheinend noch nicht bereit seine Vorurteile
gegenüber Plotbunnys fallen zu lassen.
„Ich
habe die wohl einzige existierende Aufzeichnung über eine Plotbunnyinvasion –
und nein ich sage euch nicht woher und was sonst noch drin steht. Und nein, es
steht auch nicht dort wie man sie loswird.“
„Also
haben wir praktisch das gleiche Problem wie vorher“, fasste Phoenix zusammen. „Wir
haben eine Bunnyinvasion. Es gibt keine Möglichkeit die Bunnys verschwinden zu
lassen. Wir können auch nicht warten bis die von alleine verschwinden, da sonst
der NaNo nicht durchführbar ist, weil alle Autoren von Bunnys belagert werden.
Und außerdem müssen einem die Hasen auch noch leidtun, weil sie keine andere
Wahl haben als uns zu belagern.“
„Da
ist noch ein Problem dazugekommen“, bemerkte Oma. „Dass die Bunnys eigentlich
bemitleidenswert sind.“
„Das
heißt wir dürfen sie nicht verletzen? Na super.“ Blue schien besonders mit dem
letzten Punkt ein Problem zu haben. „Und was tun wir jetzt?“
„Wir
gehen zurück zu Drachenschenke“, beschloss Phoenix „und hören uns um, ob es
irgendwelche Legenden gibt wie man Plotbunnys loswerden kann. Aber wenn alle
Stricke reißen, müssen wir wirklich überlegen, ob wir die Bunnys nicht töten
müssen.“
„Was?“
Unbeabsichtigt flog meine Hand zu meiner Brusttasche. Durch den Stoff des
Shirts konnte ich einen kleinen Herzschlag an meiner Haut fühlen. „Aber wir
haben doch gerade herausgefunden, dass die Bunnys nichts dafür können!“
„Wir
aber auch nicht. Wir können den NaNoWriMo nicht einfach aufgeben. Wenn wir also
keinen friedlichen Weg finden mit den Bunnys umzugehen, müssen wir sie
anderweitig loswerden.“
Der
Piratenkapitätän sah nicht begeistert aus, doch er war außer mir der einzige.
Alle anderen nickten zustimmend und damit war es beschlossene Sache. Die Bunnys
würden sich vor uns in Acht nehmen müssen.
Ach ja, ein Pirat mit großem Herzen für Bunnys... Der ist mir sympathisch =)
AntwortenLöschenZum Glück hab ich auch nicht mit so vielen Bunny zu kämpfen... das erlaubt mir sie sofort zu schreiben.
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