Montag, 17. November 2014

16. Kapitel

Es dauerte eine ganze Weile dem Kapitätän darüber Bericht zu erstatten was er an Land alles verpasst hatte. Kapitätän Lurz hatte sich mittlerweile eine Pfeife angesteckt, deren süßliches Aroma den ganzen Raum auszufüllen begann. Die Wolken, die er erzeugte, nahmen nacheinander die Form von Schiffen, Robben, Plotbunnys und Schafen an.
„So viel ist wirklich passiert? Und überall laufen Plotbunnys herum?“
„Allerdings“, bestätigte meine Oma, die einen Großteil der Unterhaltung bestritten hatte. „Aber auf dem Schiff sollten wir alle sicher sein.“
Ein wenig schuldbewusst dachte ich an das Bunny, das gerade zusammengerollt in der Brusttasche meines Shirts schlief. Ich hatte darauf geachtet beim Aussuchen der Kleidung etwas zu nehmen, in dem ich mein Bunny verstecken konnte.
„Nein, sind wir nicht. Schaut her.“ Der Kapitätän zog ein Aquarium heran, das im hinteren Teil seiner Kajüte gestanden hatte und mit einem großen Tuch bedeckt worden war. „Es gibt bestimmt mehrere von ihnen. Oder ähnliche.“
Im Aquarium befand sich ein Plotbunny. Es hatte einen genauso süßen Blick drauf wie all die anderen Bunnys, die wir gesehen hatten. Nur hatte dieses Exemplar einen Meerjungfrauenschwanz und planschte munter im Wasser herum. Als der Piratenkapitätän seinen Finger ins Aquarium hielt schmiegte sich das Bunny daran.
„Ich hatte vor dieses Bunny beim NaNoWriMo zu schreiben. Deshalb ist es auch so zahm. Es weiß, dass es sich keine Sorgen um seine Zukunft und seine Existenz machen muss. Allerdings seht ihr, dass sie See uns nicht vor allen Bunnys schützt. Oder habt ihr an die mit Flügeln gedacht?“
„Flügel?“ Blues Augen wurden groß.
„Anscheinend nicht. Aber es gibt sie, glaubt mir. Bunnys mit Flügeln so schwarz wie Rabengefieder, oder Bunnys mit weißen Engelsschwingen und Heiligenschein. Es gibt sie alle. Und sie werden uns irgendwann finden, wenn wir sie nicht aufhalten. Sonst ist NaNo gelaufen.“
„Dann geben Sie uns das Wunder und wir können die Dinge richten. Oder benutzen Sie es. Wünschen Sie die Viecher einfach weg!“ Blue hatte begonnen mit den Händen zu fuchteln und stieß beinah ein Tintenfass vom Schreibfisch des Kapitätäns.
„Das geht leider nicht. Ich habe das Wunder bereits verbraucht.“
„WAS?!“
Der Piratenkapitätän sah tatsächlich beschämt aus.
„Wofür haben Sie es verwendet?“ Ich konnte meine Neugier nicht zügeln.
„Tut mir leid, das ist privat. Aber das Wunder ist fort. Es muss einen anderen Weg geben die Bunnyplage aufzuhalten.“
„Warum so optimistisch?“, fragte Blue genervt. „Schlechtes Gewissen, weil das Wunder für irgendwas verbraten wurde?“
„Nein. Die Bunnyplage ist irgendwann von allein zu Ende. Und wofür ich das Wunder benutzt habe wäre niemals passiert ohne ein Wunder“, erklärte er.
„Von allein? Sie meinen wenn die anderen Wunder wieder gesund sind?“ Oma hockte vor dem Aquarium und war fasziniert von dem Bunny mit Meerjungfrauenschwanz. Erstaunlich wenn man bedachte, dass sie vor wenigen Stunden noch mit ihrem Regenschirm auf Bunnys eingedroschen hatte.
Der hing übrigens zum Trocknen an einer Schranktür des Kapitätäns und gab der Kajüte gleich ein ganz anderes Lebensgefühl.
„Wisst ihr das denn nicht? Wenn Bunnys nicht geschrieben werden, verblassen sie nach einer Weile. Einige Bunnys tun das schon nach Stunden. Andere halten sich Jahre oder Jahrzehnte. Aber wenn niemand sie schreibt, hören sie früher oder später auf zu existieren. Was denkt ihr denn warum sie sich so sehr an Autoren klammern?“
„Oh.“
Alle anderen Gruppenmitglieder sahen betreten zu Boden. Und die nannten mich einen Newbie.
„All diese niedlichen Hasen, die ihr gesehen habt und gegen die ihr auch gekämpft habt, werden verblassen und niemand wird sich an sie erinnern. Was denkt ihr denn warum keine Aufzeichnungen über Bunnyinvasionen existieren, die sich schon ereignet haben? Natürlich gab es sie! Natürlich! Aber irgendwann sind die Bunnys verblasst. Einige wenige sind geblieben, weil sie sich am längsten an Autoren geklammert haben. Aber die Invasion an sich ist in Vergessenheit geraten.“
„Woher wollen Sie das wissen?“ Blue war anscheinend noch nicht bereit seine Vorurteile gegenüber Plotbunnys fallen zu lassen.
„Ich habe die wohl einzige existierende Aufzeichnung über eine Plotbunnyinvasion – und nein ich sage euch nicht woher und was sonst noch drin steht. Und nein, es steht auch nicht dort wie man sie loswird.“
„Also haben wir praktisch das gleiche Problem wie vorher“, fasste Phoenix zusammen. „Wir haben eine Bunnyinvasion. Es gibt keine Möglichkeit die Bunnys verschwinden zu lassen. Wir können auch nicht warten bis die von alleine verschwinden, da sonst der NaNo nicht durchführbar ist, weil alle Autoren von Bunnys belagert werden. Und außerdem müssen einem die Hasen auch noch leidtun, weil sie keine andere Wahl haben als uns zu belagern.“
„Da ist noch ein Problem dazugekommen“, bemerkte Oma. „Dass die Bunnys eigentlich bemitleidenswert sind.“
„Das heißt wir dürfen sie nicht verletzen? Na super.“ Blue schien besonders mit dem letzten Punkt ein Problem zu haben. „Und was tun wir jetzt?“
„Wir gehen zurück zu Drachenschenke“, beschloss Phoenix „und hören uns um, ob es irgendwelche Legenden gibt wie man Plotbunnys loswerden kann. Aber wenn alle Stricke reißen, müssen wir wirklich überlegen, ob wir die Bunnys nicht töten müssen.“
„Was?“ Unbeabsichtigt flog meine Hand zu meiner Brusttasche. Durch den Stoff des Shirts konnte ich einen kleinen Herzschlag an meiner Haut fühlen. „Aber wir haben doch gerade herausgefunden, dass die Bunnys nichts dafür können!“
„Wir aber auch nicht. Wir können den NaNoWriMo nicht einfach aufgeben. Wenn wir also keinen friedlichen Weg finden mit den Bunnys umzugehen, müssen wir sie anderweitig loswerden.“
Der Piratenkapitätän sah nicht begeistert aus, doch er war außer mir der einzige. Alle anderen nickten zustimmend und damit war es beschlossene Sache. Die Bunnys würden sich vor uns in Acht nehmen müssen.

2 Kommentare:

  1. Ach ja, ein Pirat mit großem Herzen für Bunnys... Der ist mir sympathisch =)

    AntwortenLöschen
  2. Zum Glück hab ich auch nicht mit so vielen Bunny zu kämpfen... das erlaubt mir sie sofort zu schreiben.

    AntwortenLöschen