Vor
der Kajüte erwartete uns eine Piratin. An ihrem Kleidungsstil erkannte ich,
dass sie vermutlich die Kleidungsstücke für Phoenix gelassen hatte. Sie führte
uns über das ganze Schiff und zeigte uns wo sich was befand. Vor allem die
Schlafräume waren wichtig. Außerdem erzählt sie uns nebenbei, dass sie ihre
funkelbraunen Haare und Augen von ihrer Mutter geerbt hatte, einer berüchtigten
Piratin des Wörtermehrs.
Auf
unserem Rundgang sahen wir außerdem eine Menge anderer Plotbunnys. Ein Matrose
hielt sich ein Piratenbunny mit Augenklappe und Holzbein, das Bunny seines
Kameraden spie Feuer. Ein Dritter versuchte ein rosa Bunny mit einem
herzförmigen Fleck auf dem Hintern vor uns zu verstecken. Da musste selbst ich
mit meiner miesen Laune mir ein Grinsen verkneifen.
Der
Teil unserer Führung, der Blue am meisten beeindruckte – im negativen Sinne –
war die Küche. Als der Smutje ihm ein Messer hinhielt und meinte „du kannst mir
helfen die Pantoffeln zu schälen“ war er geschockt.
„Pantoffeln?“
„Jawohl,
Salzpantoffeln mit Würstchen!“, meinte der Smutje enthusiastisch.
Dann
begann er sich am Bein zu kratzen und entblößte dabei rot-gelD-orange
geeringelte Socken.
„Wozu
sind die?“ Blue schien ernsthaft überlegt zu haben, ob er diese Frage stellen
wollte. Es war fast als vermute er, die Socken könnten der Nachtisch werden.
„Na
die bringen Glück!“
„Auf
diesem Schiff esse ich nichts“, raunte Blue mir zu sobald wir die Schiffsküche verlassen
hatten. „Und hast du die Socken gesehen? Ich dachte fast die… au!“
Blue
fuhr erschrocken zurück, denn jemand hatte ihm eine Forelle an den Kopf
geklatscht.
„Was
soll denn das?!“
„Das
war ein Trout Smiley“, erklärte der ältere Pirat. „Den bekommt man für blöde
Kommentare.“
Zumindest
mir war klar, dass Blue während seines Aufenthalts auf dem Schiff noch öfter
Kontakt mit dem Trout Smiley haben würde. Er selbst rieb sich jedoch weiter den
Kopf und beschwerte sich über unangemessene Bestrafung.
Als
wir zurück an Deck kamen, zog gerade ein Pirat ein riesiges Netz voller Krabben
aus dem Mehr.
„Wir
räubern nicht nur. Manchmal fangen wir auch einfach Fische oder Krabben. Die
hier sind eine besondere Spezies. Seht ihr?“ Er deutete auf eine der Krabben,
die sich aus dem Netz befreit hatte. „Das ist eine traurige Krabbe.“
njojn
„Häh?“
Blue legte den Kopf schief als könnte er damit besser erkennen was der Pirat
meinte. Ich hatte da so eine Ahnung.
„Na
die sieht aus als würde sie weinen. Die n außen sind die Scheren, das o ist der
Mund und die beiden j sind Augen und Tränen. Das sieht man doch!“
Der
Pirat sah mich begeistert an und schüttete eine weitere Ladung trauriger
Krabben aufs Decke in eine Wanne.
njojn njojn
njojn njojn njojn
njojn njojn njojn njojn
njojn njojn njojn
„Kannst
du mir auch sagen was das hier für eine ist?“
Aus
demselben Netz zog er eine nivin.
„Krabbenquiz!
Das ist eine glückliche Krabbe!“ Das begann mir Spaß zu machen. Obwohl mir die
Krabben ein wenig leid taten.
„Und
die hier?“
Yivin >-ivi-<
nîvin
Ich
identifizierte nach einigen Versuchen eine winkende Krabbe, eine
Krabbenumarmung und eine zwinkernde Krabbe. Blue sah immer noch aus als sähe er
nur Wörtemehr.
„Na
das erklärt warum das Ding Wörtermehr heißt! Es ist wie eine einzige
Buchstabensuppe und was zusammenhängt wird zum Wort. Mehr Wörter eben.“
„Die
Krabben nicht unbedingt. Die sind aus der Region Österreich eingewandert und
haben sich im Wörtermehr niedergelassen. Die zieht man jetzt an jeder Ecke
raus.“ Und mit diesen Worten holte er ein weiteres Netz an Land. Ich hatte die
leise Hoffnung, dass wir aus der Pantoffelsache noch herauskommen würden und
stattdessen traurige Krabbe vorgesetzt bekommen würden.
„Sag
mal…“ Mir war schon vor einiger Zeit ein Pirat aufgefallen, der anscheinend
gerade Pause hatte und an der Reling lehnte. „Weißt du was mit dem passiert
ist?“, fragte ich den Krabbenfischer.
Der
Pirat sah von hinten ganz normal aus, doch sobald man ihn von der Seite oder
von vorne betrachtete, war es aus mit dem normalen Erscheinungsbild. Seine
langen, haselnussbraunen Augen wehten hinter ihm her. Sie saßen auf Tentakeln
und wurden bei jeder Windböe bewegt.
„Roger
hatte mal einen One-night-stand mit einer Hexe aus der Fantasy-Gegend. Ist
nicht sonderlich gut ausgegangen.“
„Und
warum nennt sich Lurz Kapitätän und nicht einfach Kapitän?“ Wenn ich schon mal
Fragen beantwortet bekam, würde ich das ausnutzen.
„Wir
hatten mal einen Stotterer an Bord, einen ehemaligen Bauerer. Das Wort
Kapitätän hat Lurz so gut gefallen, dass er sich seitdem nur noch so nennt.“
Das zweite
Mal, dass Blue etwas an den Kopf geworfen bekam, war es weder ein Wort, noch
eine Forelle. Er hatte gerade einen blöden Kommentar über den Kerl mit den
Tentakelaugen fallen lassen, da traf ihn ein böser Block von hinten.
„Au!
Warum werfen hier alle mit irgendwas rum?“
Ich
gab dem Piraten, der den bösen Block geworfen hatte ein thumbs up. Vielleicht
würde Blue ausgerechnet auf einem Piratenschiff noch Manieren lernen.
Was
mich am meisten faszinierte waren weder der Tentakelpirat noch die
Schiffsküche. Als ich einmal das Schiffsklo aufsuchte, fielen mir sofort die
Fließen an der Wand auf. Sie gingen ineinander über und die Farben von der
einen Fliese flossen in die nächste über. Es war ein sich ständig veränderndes
Bild. Was so etwas Schönes ausgerechnet auf einer Toilette verloren hatte war mir
ein Rätsel.
Den
zweiten Platz der Wunder des Piratenschiffs war die Art und Weise wie Seesäcke
befördert wurden. Das Prinzip erinnerte leicht an die Posteulen bei Harry
Potter, denn die Seesäcke wurden an herabhängende Tauben gebunden und
nacheinander hochgezogen. Wie sie die Tauben dazu brachten diese Arbeit zu
verrichten wollte mir allerdings niemand sagen. Die Erklärung war, dass sonst
jeder Tauben verwenden würde.
Normalerweise
war ich ein Verfechter des Sprichworts „Aller guten Dinge sind drei“, doch
selbst ich musste zugeben, dass drei Schläge auf den Hinterkopf das
Denkvermögen wohl eher senken als erhöhen würden. Deshalb sprang ich schnell
dazwischen bevor einer der Piraten Blue mit seiner Sarkasmus-Kaule erwischen
konnte. Die kaulquappenförmige Keule hätte ihn bestimmt ins Reich der Träume
geschickt. Dafür bat ich den Piraten von vorhin ihn noch einmal mit einem bösen
Block zu bedenken.
Am
Ende des Tages musste ich zugeben, dass ich mich bisher an keinem Platz im
NaNo-Land so wohl gefühlt hatte. Nicht nur, dass ich momentan weniger gut auf
Blue zu sprechen war, weil er die armen Plotbunnys so verabscheute und er
endlich auf diesem Schiff ein paar Lektionen in Höflichkeit und Umgangsformen
lernte (ganz zu schweigen davon, dass es zum Abendessen tatsächlich
Salzpantoffeln gegeben hatte – die besser geschmeckt hatten als man dachte),
nein. Auch die frische Seeluft tat gut, die Piraten waren nett und der
Piratenkapitätän war endlich jemand, der keine Vorurteile gegenüber Plotbunnys
hatte. Außerdem hatte er einen Narren an meiner Oma gefressen.
Die
lag schon seit geraumer Zeit im Bett – wobei Lurz ihr übrigens sein eigenes
Bett zur Verfügung gestellt hatte – und schlief den Schnarch der Gerechten. Als
er das erste Mal das laute Grunzen aus seiner Kajüte vernommen hatte, hatte er
mich beeindruckt gefragt ob sie immer so laut schnarchte, dass er das Gefühl
hatte sie zersäge sein gesamtes Schiff.
Ich
hatte mich vor der Kajüte des Kapitätäns niedergelassen, den Kopf in Freundschafs
weicher, mittlerweile wieder trockener Wolle eingebettet und beobachtete den
Sonnenuntergang über dem Wörtermehr. Zu meinen Füßen krabbelte eine njojn herum
und während das süß sägende Schnarchen meiner Oma durch die Tür hinter mir
drang, begann eine Gruppe Seeläute Musik zu spielen. Sie ließ den Tag
sprichwörtlich ausklingen.
Also, das Schiff find ich toll. Über das Wörtermehr würde ich auch gerne mal segeln =) Und Krabben fischen...
AntwortenLöschenDie Krabben sind ja super XD Und im Gegensatz zu Blue behalte ich meine Kommentare im Leben immer lieber für mich <.< Das muss er noch lernen ^^
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