Samstag, 22. November 2014

22. Kapitel

Ich beobachtete von meinem Platz am Frühstückstisch aus wie der Wirt mit einem Knopfdruck frische Gemalhennen und gebrüten Kaffee zubereitete. Die Gemalhennen stellten sich als Pappausschnitte mit aufgemalten Hühnern heraus, die es irgendwie fertigbrachten Kaffee auszubrüten. Vielleicht sollte ich mal über eine Anschaffung nachdenken. Bei dem Kaffeekonsum, den meine Oma an den Tag legte, sollte sie sich vielleicht eins von denen holen.
Während ich gestern Abend ins Bett gegangen war, waren die anderen anscheinend noch fleißig gewesen. Sie hatten den Aufenthaltsort der Travling Shovel of Death auf zwei mögliche Orte eingegrenzt. Soviel zumindest hatte die Gerüchteküche hergegeben.
Entweder befand sich die Schaufel in der Schatzkammer des Könlings, von dem schon seit geraumer Zeit behauptet wurde er hätte einen großen magischen Schatz und wüsste es nicht einmal, oder sie befand sich in der Burg des Masters, in der es angeblich seit Urzeiten einen Geheimraum gab, den nicht einmal der Herrscher der Burg gefunden hatte.
Gerade saßen wir alle um das, was mittlerweile unser Stammtisch geworden war und diskutierten darüber, ob sich die Gruppe trennen sollte oder nicht. Langsam lief uns die Zeit davon. Es war Oktober und wenn der NaNoWriMo dieses Jahr stattfinden sollte, mussten die Bunnys allerspätestens in der letzten Oktoberwoche verschwunden sein, damit alle noch genug Zeit hatten ihre Geschichten zu planen.
Durch die Unterhaltung hatte ich endlich mitbekommen, dass es verschiedene Genregegenden des Landes gab. Schreibstadt, wo meine Oma wohnte und nun auch ich, gehörte zum Urban Fantasy Bereich. Das Labyrinth der Schachtelsätze war ganz in der Nähe der Stadt der Detektive, welche die Hauptstadt der Krimigegend war. Das Kloster der Wunder gehörte in die Religionsgegend, Romantika zur Liebes- und Erotikgegend.
Bei der schwingenden Stadt teilten sich die Meinungen. Einige meinten es würde noch mit zur historischen Gegend gehören, andere meinten wegen der direkten Nachbarschaft zur Fantasygegend und der deshalb eindeutig Fantasy-angehauchten Umgebung gehöre es eher in diese Richtung.
Das Schloss des Könlings war was Schreibstadt für die Urban Fantasy-Gegend war. Der Mittelpunkt. Das Problem war die Burg des Masters, denn die war das Äquivalent des Ganzen in der Horrorgegend. Sie war außerdem der Grund weshalb meine Oma absolut gegen die Teilung der Gruppe war.
„Diese Ecke ist gefährlicher als ihr euch jemals vorstellen könnt! Es gibt überall böse Flüche, Serienkiller und monströse Geschöpfe, denen ihr nicht mal bei Tag auf der Straße begegnen wollt.“
„Aber wir müssen zur Burg und den Geheimraum finden!“, beschwerte sich Blue. „Was wenn die TSoD da drin ist? Wir müssen einfach!“
„Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt.“ Oma nahm einen Schluck des frisch gebrüteten Kaffees. „Es wird erzählt der Master sei äußerst grausam und würde niemanden seine Burg betreten lassen. Wir werden niemals hineinkommen.“
„Dann müssen wir uns eben reinschleichen!“
Und so setzte sich die Unterhaltung fort. Ich beschäftigte mich in der Zwischenzeit damit Freundschaf zu kraulen. Ich konnte nicht mitreden. Von all diesen Ecken hatte ich heute zum ersten Mal gehört.
„Wenn du es so gefährlich findest, dass Mia und Blue nicht mitkommen sollen, wie wäre es wenn die zwei stattdessen zum Schloss des Könlings gehen?“, schlug Phoenix schließlich vor. „Der Könling ist ein herzensguter Mensch und die Fantasygegend ist bei Weitem nicht so gefährlich wie die Horrorgegend.“
„Immer noch gefährlich genug“, grummelte meine Oma und zupfte an ihrem Samthut herum. „Sie könnten von Zaubern getroffen werden. Und hast du gesehen was da für Gestalten rumlaufen?“
„Oma“, unterbrach ich sie. „Ich habe vorgestern auf dem Wörtermehr in einer Seeschlacht mitgekämpft. Ich glaube ich komme klar.“
Das ließ sie schmollend weiter an ihrem Kaffee nippen während Phoenix nun plante wie wir uns fortbewegen würden. Der gesunde Menschenversand reichte anscheinend nicht bis zum Schloss des Könlings, da dieser lieber magische Transportmittel benutzte. Er war mir sofort sympathisch. Zur Burg würden Phoenix und meine Oma ebenfalls auf anderem Weg kommen müssen, da sie sonst den Master alarmieren würden. Die Nachricht von Fremden im Horrorland verbreitete sich wohl immer wie ein Lauffeuer, da niemand dumm genug war es zu betreten.
Phoenix fand schließlich einen Händler, der uns Pferde verkaufen würde. Außerdem wurde beschlossen Freundschaf mit Blue und mir zu schicken, da ein Schaf in der Horrorgegend wohl auch einiges an Aufmerksamkeit erregen würde. Dagegen konnte ich kein Argument aufbringen.
In einem anderen Punkt musste ich meiner Oma ebenfalls Recht geben. Mir gefiel es ganz und gar nicht, dass sich die Gruppe trennte. Wenn die Horrorgegend wirklich so gefährlich war, wäre es nicht sicherer als Gruppe zu gehen damit wir aufeinander aufpassen konnten? Genau wie die Fantasygegend. Ich war nicht gerade eine Diplomatin und wusste nicht wie wir den Könling dazu bewegen sollten uns einen Blick in seinen Schatzkammer werfen zu lassen – ganz zu schweigen davon, dass wir eventuell etwas mitnehmen wollten. Auf Blue konnte ich auch nicht zählen, denn er war garantiert ein schlimmerer Diplomat als ich. Freundschaf konnte gar nicht reden.
Was mir auch nicht gefiel war, dass ich von meiner Oma eine Gedankenspinne bekam. Mr. Ian Woon hatte uns für genau den Fall, dass sich die Gruppe trennte, zwei mitgegeben. Ich konnte das Argument meiner Oma, dass sie bei mir besser aufgehoben war als bei Blue, nicht entkräfte, aber das Gefühl der Spinne in meiner Hosentasche behagte mir gar nicht.
Bevor wir uns trennten, packten wir die Rucksäcke neu, je nachdem was wir in unserem jeweiligen Genre brauchen würden, und kauften die Pferde. Zu einigem Verdruss kam es, als der Händler versuchte Phoenix ein Gestolpferd anzudrehen. Der entstehenden Diskussion konnte ich entnehmen, dass Gestolpferde regelmäßig stolperten und ihre Reiter abwarfen.
Danach jedoch wurden wir alle auf Pferde verfrachtet. Blue, Freundschaf und ich ritten nordöstlich von der Drachenschenke auf der einen Seite des Waldes entlang. Meine Oma und Phoenix mussten in nordwestliche Richtung, am Morgenloch vorbei. Ich sah ihnen nach bis sie hinter den Bäumen verschwanden.

3 Kommentare:

  1. Wenn es schon in die Horrorgegend geht dann gleich mit Klischee... die Gruppe trennt sich.

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    1. Das ist das schöne an so einer Geschichte. Ich kann jedes Klischee benutzen und es stört gar nicht, weil die Geschichte ja eh als Spaß gedacht ist. xD

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    2. Wohl wahr... dann könnte ich schon mal versuchen zu erraten was in den anderen Genregebieten passieren wird.

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