Ich
beobachtete von meinem Platz am Frühstückstisch aus wie der Wirt mit einem
Knopfdruck frische Gemalhennen und gebrüten Kaffee zubereitete. Die Gemalhennen
stellten sich als Pappausschnitte mit aufgemalten Hühnern heraus, die es
irgendwie fertigbrachten Kaffee auszubrüten. Vielleicht sollte ich mal über
eine Anschaffung nachdenken. Bei dem Kaffeekonsum, den meine Oma an den Tag
legte, sollte sie sich vielleicht eins von denen holen.
Während
ich gestern Abend ins Bett gegangen war, waren die anderen anscheinend noch
fleißig gewesen. Sie hatten den Aufenthaltsort der Travling Shovel of Death auf
zwei mögliche Orte eingegrenzt. Soviel zumindest hatte die Gerüchteküche
hergegeben.
Entweder
befand sich die Schaufel in der Schatzkammer des Könlings, von dem schon seit
geraumer Zeit behauptet wurde er hätte einen großen magischen Schatz und wüsste
es nicht einmal, oder sie befand sich in der Burg des Masters, in der es
angeblich seit Urzeiten einen Geheimraum gab, den nicht einmal der Herrscher
der Burg gefunden hatte.
Gerade
saßen wir alle um das, was mittlerweile unser Stammtisch geworden war und
diskutierten darüber, ob sich die Gruppe trennen sollte oder nicht. Langsam
lief uns die Zeit davon. Es war Oktober und wenn der NaNoWriMo dieses Jahr
stattfinden sollte, mussten die Bunnys allerspätestens in der letzten
Oktoberwoche verschwunden sein, damit alle noch genug Zeit hatten ihre
Geschichten zu planen.
Durch
die Unterhaltung hatte ich endlich mitbekommen, dass es verschiedene
Genregegenden des Landes gab. Schreibstadt, wo meine Oma wohnte und nun auch
ich, gehörte zum Urban Fantasy Bereich. Das Labyrinth der Schachtelsätze war
ganz in der Nähe der Stadt der Detektive, welche die Hauptstadt der Krimigegend
war. Das Kloster der Wunder gehörte in die Religionsgegend, Romantika zur
Liebes- und Erotikgegend.
Bei
der schwingenden Stadt teilten sich die Meinungen. Einige meinten es würde noch
mit zur historischen Gegend gehören, andere meinten wegen der direkten
Nachbarschaft zur Fantasygegend und der deshalb eindeutig Fantasy-angehauchten
Umgebung gehöre es eher in diese Richtung.
Das
Schloss des Könlings war was Schreibstadt für die Urban Fantasy-Gegend war. Der
Mittelpunkt. Das Problem war die Burg des Masters, denn die war das Äquivalent
des Ganzen in der Horrorgegend. Sie war außerdem der Grund weshalb meine Oma
absolut gegen die Teilung der Gruppe war.
„Diese
Ecke ist gefährlicher als ihr euch jemals vorstellen könnt! Es gibt überall
böse Flüche, Serienkiller und monströse Geschöpfe, denen ihr nicht mal bei Tag
auf der Straße begegnen wollt.“
„Aber
wir müssen zur Burg und den Geheimraum finden!“, beschwerte sich Blue. „Was
wenn die TSoD da drin ist? Wir müssen einfach!“
„Das
bringt mich gleich zum nächsten Punkt.“ Oma nahm einen Schluck des frisch
gebrüteten Kaffees. „Es wird erzählt der Master sei äußerst grausam und würde
niemanden seine Burg betreten lassen. Wir werden niemals hineinkommen.“
„Dann
müssen wir uns eben reinschleichen!“
Und
so setzte sich die Unterhaltung fort. Ich beschäftigte mich in der Zwischenzeit
damit Freundschaf zu kraulen. Ich konnte nicht mitreden. Von all diesen Ecken
hatte ich heute zum ersten Mal gehört.
„Wenn
du es so gefährlich findest, dass Mia und Blue nicht mitkommen sollen, wie wäre
es wenn die zwei stattdessen zum Schloss des Könlings gehen?“, schlug Phoenix
schließlich vor. „Der Könling ist ein herzensguter Mensch und die Fantasygegend
ist bei Weitem nicht so gefährlich wie die Horrorgegend.“
„Immer
noch gefährlich genug“, grummelte meine Oma und zupfte an ihrem Samthut herum.
„Sie könnten von Zaubern getroffen werden. Und hast du gesehen was da für
Gestalten rumlaufen?“
„Oma“,
unterbrach ich sie. „Ich habe vorgestern auf dem Wörtermehr in einer
Seeschlacht mitgekämpft. Ich glaube ich komme klar.“
Das
ließ sie schmollend weiter an ihrem Kaffee nippen während Phoenix nun plante
wie wir uns fortbewegen würden. Der gesunde Menschenversand reichte anscheinend
nicht bis zum Schloss des Könlings, da dieser lieber magische Transportmittel
benutzte. Er war mir sofort sympathisch. Zur Burg würden Phoenix und meine Oma
ebenfalls auf anderem Weg kommen müssen, da sie sonst den Master alarmieren
würden. Die Nachricht von Fremden im Horrorland verbreitete sich wohl immer wie
ein Lauffeuer, da niemand dumm genug war es zu betreten.
Phoenix
fand schließlich einen Händler, der uns Pferde verkaufen würde. Außerdem wurde
beschlossen Freundschaf mit Blue und mir zu schicken, da ein Schaf in der
Horrorgegend wohl auch einiges an Aufmerksamkeit erregen würde. Dagegen konnte
ich kein Argument aufbringen.
In
einem anderen Punkt musste ich meiner Oma ebenfalls Recht geben. Mir gefiel es
ganz und gar nicht, dass sich die Gruppe trennte. Wenn die Horrorgegend
wirklich so gefährlich war, wäre es nicht sicherer als Gruppe zu gehen damit
wir aufeinander aufpassen konnten? Genau wie die Fantasygegend. Ich war nicht
gerade eine Diplomatin und wusste nicht wie wir den Könling dazu bewegen
sollten uns einen Blick in seinen Schatzkammer werfen zu lassen – ganz zu
schweigen davon, dass wir eventuell etwas mitnehmen wollten. Auf Blue konnte
ich auch nicht zählen, denn er war garantiert ein schlimmerer Diplomat als ich.
Freundschaf konnte gar nicht reden.
Was
mir auch nicht gefiel war, dass ich von meiner Oma eine Gedankenspinne bekam.
Mr. Ian Woon hatte uns für genau den Fall, dass sich die Gruppe trennte, zwei
mitgegeben. Ich konnte das Argument meiner Oma, dass sie bei mir besser
aufgehoben war als bei Blue, nicht entkräfte, aber das Gefühl der Spinne in
meiner Hosentasche behagte mir gar nicht.
Bevor
wir uns trennten, packten wir die Rucksäcke neu, je nachdem was wir in unserem
jeweiligen Genre brauchen würden, und kauften die Pferde. Zu einigem Verdruss
kam es, als der Händler versuchte Phoenix ein Gestolpferd anzudrehen. Der
entstehenden Diskussion konnte ich entnehmen, dass Gestolpferde regelmäßig
stolperten und ihre Reiter abwarfen.
Danach
jedoch wurden wir alle auf Pferde verfrachtet. Blue, Freundschaf und ich ritten
nordöstlich von der Drachenschenke auf der einen Seite des Waldes entlang.
Meine Oma und Phoenix mussten in nordwestliche Richtung, am Morgenloch vorbei.
Ich sah ihnen nach bis sie hinter den Bäumen verschwanden.
Wenn es schon in die Horrorgegend geht dann gleich mit Klischee... die Gruppe trennt sich.
AntwortenLöschenDas ist das schöne an so einer Geschichte. Ich kann jedes Klischee benutzen und es stört gar nicht, weil die Geschichte ja eh als Spaß gedacht ist. xD
LöschenWohl wahr... dann könnte ich schon mal versuchen zu erraten was in den anderen Genregebieten passieren wird.
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